Tipps für das Wochenbett & zur Vorbereitung – dein sanfter Start ins Muttersein
Das Wochenbett ist eine Zeit des Ankommens, der Heilung, des Bondings – und voller Umstellungen. Es beginnt direkt nach der Geburt und dauert klassisch etwa 6 bis 8 Wochen. Diese Phase ist nicht nur physisch herausfordernd, sondern auch emotional bewegend. Studien zeigen: Wer das Wochenbett bewusst plant und unterstützt wird, erlebt die Zeit positiver, hat ein geringeres Risiko für postpartale Depressionen und erholt sich körperlich schneller.
Ein bewusstes, geschütztes Wochenbett ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. In diesem Blogbeitrag findest du medizinisch fundierte und liebevoll formulierte Tipps für diese besondere Zeit.
Was passiert im Wochenbett?
1. Schwitzen und Hormonumstellung
Durch den plötzlichen Abfall von Östrogen und Progesteron nach der Geburt schwitzt der Körper stark, um eingelagertes Wasser loszuwerden. Auch Stimmungsschwankungen können durch die Hormonumstellung verstärkt werden.
2. Wochenfluss (Lochien)
Der Wochenfluss ist eine natürliche Wundsekretion, die durch die Ablösung der Plazenta entsteht. Er dauert 4–6 Wochen und verändert Farbe und Konsistenz im Verlauf. Gute Hygiene und atmungsaktive Binden sind hier essenziell.
3. Gebärmutterrückbildung
Die Gebärmutter zieht sich wieder auf ihre ursprüngliche Größe zurück. Stillen unterstützt diesen Prozess durch die Ausschüttung von Oxytocin.
4. Baby Blues
Etwa 50–80 % aller frischgebackenen Mütter erleben in den ersten Tagen Stimmungsschwankungen, Tränen und Reizbarkeit – ganz normal. Hält dies jedoch länger an oder wird intensiver, kann eine postpartale Depression vorliegen (NIH, 2020).
5. Wundheilung
Ob Dammverletzung, Kaiserschnittnarbe oder Muskelkater vom Pressen – dein Körper regeneriert sich auf Hochtouren. Ruhe, Pflege und Nährstoffe sind jetzt Gold wert.
6. Stillbeginn und Milchbildung
In den ersten Tagen beginnt die Milchbildung. Kolostrum, die sogenannte Vormilch, ist reich an Antikörpern und perfekt auf das Neugeborene abgestimmt. Das Anlegen in den ersten Stunden und Tagen hilft nicht nur beim Bonding, sondern fördert durch Oxytocin auch die Rückbildung der Gebärmutter und die emotionale Stabilität der Mutter.

Wie verläuft das Wochenbett? Struktur & Rituale
Das Wochenbett lässt sich in drei Phasen unterteilen:
Frühwochenbett (Tag 1 bis 10): Intensive Regeneration, starker Wochenfluss, hormonelle Umstellung. Hier empfiehlt sich das Prinzip "5 Tage im Bett, 5 Tage am Bett" – also wirklich liegen, ruhen, bonding. In den ersten Tagen sollte der Fokus voll auf Heilung und Stillbeginn liegen.
Spätwochenbett (Tag 11 bis 42): Allmähliche Mobilisation, Aufbau neuer Routinen, beginnende Rückbildung. Hier darf man wieder kleine Spaziergänge machen, bewusst essen und sich pflegen. "5 Tage ums Bett" heißt: in der Nähe bleiben, aber vorsichtig aktiv werden.
Erweitertes Wochenbett (bis zu 3 Monate): Der Körper regeneriert weiter, Hormonhaushalt stabilisiert sich. Die emotionale Anpassung an das Muttersein dauert oft länger als gedacht.
Einige Hebammen empfehlen, das Wochenbett sogar in vier Phasen zu denken: Geburtstag (Ruhe und Schutz), erste Woche (Loslassen), zweite Woche (Kraft sammeln), ab Woche drei (erste Schritte ins neue Leben als Familie).
Warum ist das Einhalten des Wochenbetts so wichtig?
Das Wochenbett ist kein Stillstand – es ist Heilung in Bewegung. Nach der Geburt sind Gebärmutter, Beckenboden und Hormonhaushalt stark beansprucht. Studien zeigen, dass zu frühe Belastung die Gefahr für Beckenbodenverletzungen, Gebärmuttersenkung, Infektionen oder eine verzögerte Wundheilung erhöht.
Zudem durchläuft auch die Psyche einen tiefgreifenden Wandel. Schlafmangel, soziale Isolation oder Druck von außen können das Risiko für eine postpartale Depression erhöhen. Bewusst gestaltete Ruhezeiten wirken hier wie ein Schutzmantel für dich.
Wer das Wochenbett respektiert,
gibt seinem Körper die Möglichkeit, zu heilen,
stärkt die Mutter-Kind-Bindung,
fördert den Stillstart,
reguliert Hormone und Schlafrhythmus besser,
beugt psychischen Belastungen vor,
verbessert die Langzeitgesundheit (z. B. durch Schutz des Beckenbodens und hormonelle Stabilität),
unterstützt die seelische Integration des Geburtserlebnisses.
Ein bewusst eingehaltenes Wochenbett gibt außerdem Raum für Reflexion, Integration der Geburtserfahrung und fördert die gesunde Identifikation mit der neuen Mutterrolle.
Sich um sich selbst zu kümmern, bedeutet auch, gut für das Baby da sein zu können. Deshalb ist das Wochenbett ein Akt der Selbstfürsorge und liebevollen Grenzsetzung gegenüber dem Alltag.

Wie machen andere Kulturen das Wochenbett?
In vielen Kulturen weltweit wird das Wochenbett nicht nur als medizinische Notwendigkeit betrachtet, sondern als spirituelle und soziale Phase der Wiedergeburt der Mutter.
Lateinamerika ("La Cuarentena"): Die Mutter bleibt für 40 Tage in Ruhe, wird von Familie und Freundinnen umsorgt, isst warme Speisen und darf sich ausschließlich auf die Bindung mit dem Baby konzentrieren.
China ("Zuo Yue Zi"): Übersetzt "einen Monat sitzen". Die Mutter bleibt 30 Tage im Bett oder im Haus, meidet kalte Getränke und Windzug, erhält täglich warme Mahlzeiten mit bestimmten Zutaten (z. B. Ingwer, Huhn, Sesam) und wird medizinisch begleitet. Massagen und Kräuterbäder sind oft Bestandteil.
Indien ("Sutika Kala"): Mindestens 40 Tage mit ayurvedischen Behandlungen, warmen Speisen, Ghee, Kräutertees und familiärer Pflege durch weibliche Bezugspersonen.
In vielen dieser Kulturen ist das Wochenbett fest im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert – im Gegensatz zu westlichen Ländern, wo Frauen oft schnell wieder „funktionieren“ sollen.
Ernährung im Wochenbett
Nach der Geburt ist dein Energiebedarf hoch, dein Nährstoffspeicher geleert und dein Körper in Heilung. Studien zeigen, dass eine gezielte Wochenbetterährung den Heilungsverlauf positiv beeinflusst.
Empfehlenswert sind:
Warme, nährstoffreiche Speisen: Suppen, Currys, Eintöpfe und Ofengemüse sind leicht verdaulich, wärmend und entlasten den Magen-Darm-Trakt.
Eiweißreiche Lebensmittel: Hühnerbrühe, Linsen, Tofu, Eier, Nüsse fördern die Zellregeneration.
Eisen & Vitamin C: z. B. Hirse mit Beeren, rotes Fleisch mit gedämpftem Brokkoli oder ein Smoothie mit Spinat, Zitrone und Petersilie.
Gute Fette: Omega-3 aus Leinöl, Nüssen oder Avocado unterstützen Hormonhaushalt & Gehirnleistung.
Stillfreundliche Kräutertees & Wasser: mindestens 2,5 Liter täglich zur Förderung der Milchbildung und zur Entgiftung.

Zu vermeiden sind:
Stark verarbeitete Lebensmittel, Fast Food, zu kalte Speisen oder zu viele Rohkostkomponenten – sie können Verdauung und Wundheilung beeinträchtigen.
Snack-Tipp fürs Wochenbett: Energy Balls mit Hafer, Datteln und Mandelmus; Overnight Oats im Glas; Nussmischungen; Gemüsesuppen im Thermobecher – ideal auch zum Vorbereiten.
Tipps für das Wochenbett & zur Vorbereitung
Must-haves fürs Wochenbett:
Bequeme Kleidung und Stillnachthemden
Große, plastikfreie Binden aus Bio-Baumwolle
Stillkissen & Lagerungshilfen
Wasserflasche, Snacks und Lippenpflege griffbereit
Thermosflasche für Tee
Intimpflegeprodukte und weiche Waschlappen
1. Wochenbettbinden & weiche Unterwäsche
Atmungsaktiv, großzügig, weich – deine beste Investition für die ersten Tage. Achte auf biologische Materialien ohne Plastik oder Duftstoffe, um Hautirritationen zu vermeiden.
2. Kompressen & Regenerationsspray
Bei Wunden oder Dammverletzungen helfen Kühlkompressen, Calendula- oder Hamamelisspray.
3. Intimdusche
Ideal nach dem Toilettengang zur sanften Reinigung und Schmerzlinderung. Kann bei jeder Toilette helfen, sich frischer zu fühlen.
4. Nahrungsergänzungsmittel
Z. B. Eisen, Omega-3, Magnesium, B-Vitamine – abgestimmt auf den Wochenbettbedarf und ggf. in Rücksprache mit deiner Hebamme oder deinem Arzt. Hier findest du unser Stillzeit-Supplement sowie unsere Regenerationsformel.
5. Mahlzeiten vorbereiten / einfrieren
Suppen, Aufläufe, Overnight Oats – das rettet an Tagen ohne Energie.
6. Mahlzeiten-Abo / Lieferdienst einplanen
Es muss nicht immer selbst gekocht werden – lass dich verwöhnen!
7. Unterstützung organisieren
Wer bringt das Geschwisterkind zur Kita? Wer geht einkaufen? Wer füllt dein Glas nach?
8. Wochenbetthebamme frühzeitig buchen
Sie ist für alle Fragen rund um Baby, Stillen und deine Genesung da. Termine können schon in der Schwangerschaft vereinbart werden.
9. Besuchsregelungen festlegen
Kommuniziere frühzeitig, wann du Besuch möchtest – und wann nicht. Du darfst Grenzen setzen!
10. Wochenbettplatz vorbereiten
Wickeltisch, Snacks, Wasserflasche, Stillkissen, Unterlagen – alles griffbereit an einem Ort, an dem du viel liegst oder sitzt.
11. Mentale Gesundheit stärken
Plane Zeit für dich selbst ein – mit Journaling, kurzen Achtsamkeitsübungen oder geführten Meditationen. Auch mal tagsüber mit dem Baby schlafen kann Wunder wirken.
Fazit
Das Wochenbett ist keine Nebensache, sondern die Basis für deine Erholung und euren gemeinsamen Start als Familie. Plane es wie einen Kurzurlaub für die Seele, sei liebevoll mit dir selbst und erlaube dir, Hilfe anzunehmen. Denn du musst nicht alles allein machen – du darfst einfach ankommen.